„Es ist wichtig, sich mit der deutschen Geschichte zu beschäftigen, um aus der Vergangenheit für die Gegenwart und Zukunft zu lernen und das historisch-politische Bewusstsein zu stärken“, so Frank Klingebiel, der als Vorsitzender des Kreisverbandes Salzgitter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge verschiedene Projekte des Volksbundes in Schulen wie beispielsweise Gedenktafeln auf Friedhöfen und die Haus- und Straßensammlungen unterstützt.
Die in Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Braunschweig organisierte Studienfahrt in dessen Internationale Jugendbegegnungsstätte in Oberelsass in Niederbronn-les-Bains wurde vom Bildungsreferenten Dr. Rainer Bendick und von einem Team des Fachdienstes Personal und Organisation der Stadt Salzgitter begleitet. Das Niedersächsische Ministerium für Europa- und Bundesangelegenheiten sowie die Stiftung des Volksbundes haben die Fahrt gefördert.
Während des fünftägigen Aufenthalts erkundeten die Nachwuchskräfte die nahe gelegene Kriegsgräberstätte und lernten die Biographien verschiedener Soldaten kennen. Ein Grabstein mit Euro-Münzen fiel besonders auf. Es ist das Grab von August Waigel, der mit 19 Jahren im Krieg getötet wurde. Seinen jüngeren Bruder Theodor traf der Verlust schwer. Als deutscher Finanzminister war er einer der Väter des Euros, der sich für die Annäherung der europäischen Völker und Gemeinsamkeiten wie die Währung einsetzte.
Am zweiten Tag besuchte die Gruppe Verdun. Vor den Toren der Stadt fand eine der blutigsten Schlachten des Ersten Weltkriegs statt. Rund 700.000 Menschen starben im Kampf um wenige hundert Meter Boden. Im Fort Douaumont, im zerstörten Dorf Bezonvaux oder im Gebeinhaus, wo die Überreste von 130.000 nicht identifizierten Toten ruhen, sahen die Auszubildenden die ungeheuren Zerstörungen und das Elend der Soldaten. Sie lernten aber auch den Ort kennen, an dem sich Bundeskanzler Helmut Kohl und der französische Staatspräsident François Mitterand 1984 die Hände reichten. Jan Wahnschaffe, Verwaltungsfachangestellter in Ausbildung, war tief beeindruckt. „Die ganze Grausamkeit des Krieges und die Bedeutung der deutsch-französischen Aussöhnung sind mir jetzt bewusst geworden.“
Eine weitere Station war das frühere Konzentrationslager Natzweiler-Struthof im Elsass, das heute eine Gedenkstätte ist, welche am dritten Tag besichtigt wurde.
Die Studienfahrt endete in Straßburg mit einem Besuch des Europaparlaments. Nachdem die Auszubildenden das alte Europa der Nationalismen und Kriege kennengelernt hatten, erlebten sie nun, wie heute in der Europäischen Union Konflikte friedlich durch immer neue Kompromisse gelöst werden.
Die Rückmeldungen haben Matthias Weber, Ausbildungsleiter der Stadt Salzgitter, gezeigt, wie sehr diese Studienfahrt die Nachwuchskräfte sensibilisiert hat und wie wichtig diese Fahrt für die Wissensvermittlung, das Bewusstsein und für den täglichen Umgang miteinander war.
Die Studienfahrt war eine wertvolle Ergänzung zu den regulären Ausbildungsinhalten. Sie fördert nicht nur das Lernen während der Ausbildung, sondern stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl unter den Teilnehmenden. Angesichts dessen werden bereits Überlegungen angestellt, wann und in welcher Form eine solche Fahrt mit den zukünftigen Nachwuchskräften wiederholt werden kann.