Auf acht Seiten informiert die nun druckfrisch erschienene Publikation aber nicht nur über die Erfassungsstelle, sondern auch über die Themen: „Die innerdeutsche Grenze“, „Gewalt gegen Andersdenkende“ und „Flüchtlinge und Umsiedler“. Ebenso wird auf das Thema eingegangen, warum es in der DDR offiziell keine politischen Gefangene gab.
Nur wenige Monate nach dem Baubeginn der Berliner Mauer nahm die der Generalstaatsanwaltschaft Braunschweig angegliederte Zentrale Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen in Salzgitter am 24. November 1961 ihren Geschäftsbetrieb auf. Die Justizminister und -senatoren der Bundesländer hatten unter dem Eindruck der politischen Ereignisse und der ersten Opfer des Schießbefehls der Dienststelle die Aufgabe übertragen, bestimmte in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) begangene regimebedingte Gewaltdelikte zu registrieren und Beweismittel zu sichern. Hierdurch wollte man die Voraussetzungen für eine spätere Strafverfolgung der Verantwortlichen schaffen und das Unrechtsbewusstsein potenzieller Täter wecken.
Mit der Wiedevereinigung der beiden deutschen Staaten im Oktober 1990 endete die Erfassungstätigkeit in Salzgitter. Die Dienststelle, die seitdem unter der Bezeichnung "Zentrale Dokumentationsstelle der Landesjustizverwaltungen" weitergeführt wird und die 1994 an das Oberlandesgericht Braunschweig verlegt wurde, bekam zahlreiche neue Aufgaben. So mussten in den ersten Jahren nach der "Wende" rund 42.000 Ermittlungsvorgänge, die zum Beispiel wegen des Verdachts von Tötungshandlungen an der innerdeutschen Grenze, wegen Rechtsbeugung oder Misshandlungen im Strafvollzug angelegt worden waren, kopiert und zur strafrechtlichen Auswertung an die zuständigen Staatsanwaltschaften der neuen Bundesländer abgegeben werden.
Das ursprünglich in verschlüsseltem Karteikartensystem erfasste Datenmaterial ist bereits in eine benutzerfreundliche EDV-Anlage übertragen worden. Darüber hinaus stehen jedoch auch noch die Akten als Erkenntnisquelle zur Verfügung. Die Datensammlung ist für die künftige geschichtliche Dokumentation von hohem Wert. Dies haben auch bereits zahlreiche Wissenschaftler erkannt, die regelmäßig das vorhandene Datenmaterial zu Forschungszwecken nutzen.
Seit dem 9. November 2009 erinnert eine Stele vor dem ehemaligen Gebäude – heute Sitz der Polizei – an die Zentrale Erfassungsstelle in Salzgitter. Die den Opfern der Teilung und Diktatur gewidmete Gedenkplatte trägt die Inschrift „In diesem Gebäude wirkte nach dem Mauerbau von 1961 bis 1992 die Zentrale Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen. Sie war eine Hoffnung für viele“.
Erhältlich ist das Faltblatt beim Fachdienst Kultur, Wehrstraße 27, in dem Polizeigebäude in Salzgitter-Bad sowie in den beiden Bürgercentern in Salzgitter-Bad und -Lebenstedt.