Grußworte, ein Festvortrag, eine Diashow, Musik und eine Diskussion der Jugendlichen aus beiden Städten rundeten die Veranstaltung ab.
Oberbürgermeister Frank Klingebiel begrüßte die Gäste in der Aula im Gymnasium Salzgitter-Bad sowie Schüler verschiedener Schulen, Ratsmitglieder und Bürger. Er betonte vor rund 500 Gästen, dass die Partnerschaft mit Gotha 26 Jahre alt sei und damit etwas Besonderes. Der Mauerfall vor 25 Jahren war ein Glücksfall der Geschichte. Er erinnerte an seine eigenen Erlebnisse als Schüler, der auf Klassenfahrt nach Westberlin am Grenzübergang Helmstedt kontrolliert wurde. „Die Mauer ging durch unser Vaterland“, so Klingebiel. Die DDR war ein Unrechtsstaat, der das Volk an seinen Rechten hinderte und die Freiheit mit Füßen trat. Die friedliche Revolution und die Maueröffnung waren eine Meisterleistung der Geschichte.
Daran schloss Knut Kreuch, Oberbürgermeister von Gotha, an. Er freute sich, wieder zu „seinen Freunden nach Salzgitter“ gekommen zu sein. Für ihn persönlich sei die Maueröffnung ein Wunder gewesen. Es bedeutete die Freiheit in all seinen Möglichkeiten: Die Freiheit des einzelnen, des Wortes und der Entdeckung der Welt. „Wir wollten die DDR verändern“, erinnerte sich Kreuch. Das sei auf friedliche und beeindruckende Weise gelungen. Mit Worten und Kerzen in der Hand haben die Menschen in der DDR das geschafft, was viele andere Länder nicht geschafft haben. „Die friedliche Revolution hätte es verdient, mit dem Friedensnobelpreis geehrt zu werden“, so der Oberbürgermeister. Er betonte, dass die Deutschen ein Volk seien. Dennoch beobachte er, dass zwar die Mauer gefallen, aber die Grenze in manchen Herzen immer noch vorhanden sei. „Deswegen sind Städtepartnerschaften so wichtig. Hier begegnen sich Menschen, reden miteinander und kommen sich näher“, so Knut Kreuch. Reden sei für viel besser als twittern.
Dr. Hans-Jürgen Grasemann, der ehemalige Leiter der Zentralen Erfassungsstelle Salzgitter, schilderte anhand einiger Einzelschicksale, wie die Behörde der Landesjustizverwaltung das in der DDR begangene Unrecht sammelte und dokumentierte. Am 24. November 1961 nahm die Behörde ihre Arbeit auf. Den Vorschlag zu ihrer Errichtung hatte Berlins damaliger Regierender Bürgermeister Willi Brandt gemacht. Es ging darum, zu einem Zeitpunkt, da eine Strafverfolgung nicht möglich war, Verantwortliche zu benennen, den Tätern Namen und den Opfern die Hoffnung auf Wiedergutmachung des erlittenen Unrechts zu geben.
Dr. Hans-Jürgen Grasemann berichtete von Schülern, die verurteilt wurden, weil sie in der Schule einen Witz gemacht hatten. Der frühere Leiter der Erfassungsstelle berichtete von dem unmenschlichen System, in dem die Freiheit ein Fremdwort war. Er berichtete auch davon, dass die Verantwortlichen in der DDR 1989 gesagt haben, dass sie auf alles vorbereitet waren, aber nicht auf Kerzen und Gebete. Mit dem Mauerfall gab es eine historische Chance auf ein gemeinsames Deutschland. „Wir haben eine geglückte Einheit“, betonte Dr. Grasemann. Er zitierte den Theologen Dr. Richard Schröder, der auf die Frage eines Journalisten, wann dann die deutsche Einheit vollendet sei, geantwortet habe: „Vollendet ist die innere Einheit, wenn Sie mir nicht mehr solche Fragen stellen“.
Fragen stellten die Jugendlichen vom Kinder- und Jugendforum Gotha, die am Nachmittag mit Mitgliedern des Jugendparlaments aus Salzgitter im Ratssaal diskutierten. Seit Januar 1998 trifft sich das Kinder- und Jugendforum (KJF) monatlich im Rathaus in Gotha. Thomas Hanl, Sitzungsleiter des Kinder- und Jugendforums, erzählte, dass das Forum aus 35 Mitgliedern bestehe. Generell könnten aber alle Kinder und Jugendlichen an den Sitzungen teilnehmen und ihre Anregungen und Ansätze einbringen. Am Ende jeden Jahres stellt das Kinder- und Jugendforum dem Stadtrat die Ergebnisse vor.
Bisher hat das Forum sich unter anderem für die Einrichtung eines Bolzplatzes, einer Skateranlage und einer Multisportanlage eingesetzt. Der Stadtrat hat diese Projekte dann auch befürwortet. Die Sitzungsleiterin Elli Gröschner berichtete, dass es dank des Kinder- und Jugendforums auch einen Stadtplan und Behördenführer für Kinder und Jugendliche gebe. Lernen mussten die Jugendlichen jedoch, dass Ideen lange dauern können, bis sie umgesetzt werden. Die Projektgruppen des Kinder- und Jugendforums erarbeiten Vorhaben, stellen sie vor, bevor dann finanzielle Mittel in den Haushalt eingestellt werden. Trotzdem seien die Resonanz der Kinder und Jugendlichen und die Mitarbeit im Forum gut.
Lukas Gieler berichtete, dass es das Jugendparlament in Salzgitter erst seit März gebe und sich in der Anfangsphase befinde. Er bedankte sich bei den Gästen aus Gotha für die Anregungen und Ideen, die er weiter geben werde. Im Jugendparlament gebe es verschiedene Arbeitsgruppen, in denen einzelne Themen wie beispielsweise Busfahrkarten, Facebook oder Spendenlauf intensiv diskutiert werden. Die Jugendlichen aus Gotha informierten sich über das Wahlsystem des Jugendparlaments und boten ihre Unterstützung an, weil die Jugendlichen aus Salzgitter ihre Satzung bei dem einen oder anderen Punkt ändern wollen. Oberbürgermeister Knut Kreuch möchte den Jugendlichen aus Salzgitter gern bei einem Besuch in Gotha das Kinder- und Jugendforum konkreter vorstellen.