Groß, klein, fröhlich, neugierig – was macht mich aus? Woran bin ich zu erkennen, und wie erkenne ich mich selbst? Bleibe ich immer, wie ich bin, oder kann ich mich grundlegend verändern?

Grundschulkinder erleben in ihrer Schulzeit eine Phase intensiver Prägung: ihre Welt wird größer, sie werden immer selbstständiger und beginnen, sich selbst in Sozialen Medien darzustellen. Wie spannend und notwendig ist es da, einen Blick auf sich selber zu werfen und sich gemeinsam all die Fragen zu stellen, die ein „Ich“ ausmachen können: Was haben Gefühle mit mir zu tun, was meine Gedanken? Ist mein Aussehen für meine Identität wichtig? Wie sehr bestimmt meine Umgebung mein Selbstbild, was denken andere von mir? Welche unterschiedlichen Rollen nehme ich ein und wie sehr sind diese Rollen Teil meiner Identität? Was sagen die Dinge, die ich gerne tue, über mich aus? Wie wichtig sind eigene Entscheidungen für mein Wesen? Und was ist, wenn ich mich anders fühle als alle anderen? Fragen über Fragen.

Ausgehend von sorgfältig ausgewählten Bilderbuchgeschichten philosophiert das Projekt „Gedankenflieger“ mit Grundschulkindern im Jahr 2022 rund um den Begriff der „Identität“. Gemeinsam wird diskutiert, nachgedacht, hinterfragt – es wird nach Gründen gesucht, Argumente werden ausgetauscht und eigene Ideen gestaltet. Das geschieht kreativ, spielerisch, altersgerecht und immer anhand von Büchern und vom Gedankenflieger-Magazin, welches eigens zu jedem Gedankenflieger-Thema entwickelt wird und welches die Veranstaltungen begleitet, vertieft, die Kinder anregt, ihre Gedanken festzuhalten und die gesetzten Impulse weiterzudenken.

„Gedankenflieger“ ermutigt Kinder, zu fragen, in welcher Welt sie leben wollen. Was sind die Werte, die unsere Gesellschaft zusammenhalten? Die fortschreitende Digitalisierung, eine zunehmende politische Polarisierung und globale Krisen fordern unsere Gesellschaft heraus.

Mit Gedankenflieger begegnen Kinder den großen Fragen des Lebens in der geschützten Welt der Bilderbücher. Damit trainieren sie soziale Kompetenzen und lernen, den Herausforderungen unserer Zeit mit Kreativität und Selbstbewusstsein zu begegnen. So schafft das freie Denken Orientierung in einer sich immer schneller verändernden Welt und eröffnet möglicherweise Visionen von einer gelungenen Zukunft, für die es sich einzusetzen lohnt.

Gedankenflieger ist eine Initiative des Jungen Literaturhauses Hamburg und wird in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb sowie dem Netzwerk der Literaturhäuser durchgeführt.

Bereits zwei Jahre in Folge (2020, 2021) haben die Gedankenflieger-Referent/innen des Hamburger Literaturhauses – vermittelt vom Literaturbüro im Fachdienst Kultur der Stadt Salzgitter – ihre Koffer gepackt und sich im Rahmen einer mehrtägigen ÜberLand-Tour auf die Reise nach Salzgitter gemacht.

Mit ihrem „Philomobil“ (einem Kleinbus, bestückt mit guten Büchern und Ideen) sind sie dabei an jeweils vier Vormittagen an verschiedenen Salzgitteraner Grundschulen zu Gast gewesen, haben mit Grundschüler/innen unterschiedlicher Klassenstufen philosophiert (insgesamt waren es hier bisher 16 Gedankenflüge) und sich von dem Gedanken- und Einfallsreichtum der teilnehmenden Kinder überraschen und begeistern lassen.

Dass dies so wunderbar gelingen konnte, verdankt sich neben dem sorgfältig durchdachten Konzept und dem großen Engagement der Referent/innen an wesentlicher Stelle auch der finanziellen Unterstützung durch verschiedene Förderer/innen hier in Salzgitter und aus der Region. Nicht zuletzt ihr großzügiger Beitrag hat es möglich gemacht, dass das Gedankenflieger-Projekt von den teilnehmenden Schulen als kostenfreies Angebot wahrgenommen werden und inzwischen auch in Salzgitter eine – noch zart ausgebildete, aber doch schon sichtbar vorhandene – Kontinuität etablieren konnte.

Auch in diesem Jahr sind zwei Referent/innen des Hamburger Literaturhauses,  Stefanie Segatz und Anne Jaspersen, und das Philomobil wieder in Salzgitter „gelandet“ und werden bis zum 16. Juni mit Schüler/innen vier hiesiger Grundschulen die Gedanken fliegen lassen.

Ein großes, herzliches „Dankeschön!“ dafür an die Braunschweigische Sparkassenstiftung, die die Fortsetzung dieses tollen Projekts auch in diesem Jahr ermöglicht hat!