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Salzgitter

„fuxundkauz“ an der Emil-Langen-Realschule: Nachdenken über philosophische Fragen

Die Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen der Emil-Langen-Realschule in Lebenstedt konnten sich auf einen besonderen Schulvormittag freuen.

fuxundkauz-Projekt-Gründerinnen (von links) Miriam Holzapfel und Stefanie Segatz

Zu ihnen kamen „fuxundkauz“-Projekt-Gründerinnen Miriam Holzapfel und Stefanie Segatz, die ausgestattet mit vielen Ideen, Gedanken und Fragen, einem Flipchart und nicht zuletzt dem projekteigenen, farbenfroh gestalteten Magazin „filofux“ schon sehr gespannt waren, wie die Kinder ihre „Denkshops“ annehmen und was sie daraus entwickeln würden.

Zu grundlegenden philosophischen Fragen, wie "Wer bist du?" für die 5. Klassen und "Was gehört zu einem guten Leben?“ für die 6. Klassen wollten die beiden Referentinnen auf spielerische Weise und im gemeinsamen Gespräch mit den Schülern/innen das Denken in Bewegung bringen. 

Als Miriam Holzapfel und Stefanie Segatz dann in der Emil-Langen-Realschule in Lebenstedt ankamen, begann auch für sie eine besondere Veranstaltungswoche: Schon auf den Fluren wurden die beiden Referentinnen von mehreren Kindern freudig und gespannt begrüßt: Kein Wunder, hatten sie „fuxundkauz“ doch noch von deren letztem Besuch an ihrer Schule im vergangenen Herbst in guter Erinnerung.

In den 5. Klassen:

Zunächst wurde in einem Stuhlkreis im lichtdurchfluteten Multifunktionsraum inmitten des Schulgebäudes Platz genommen – ideal für das anstehende Gesprächsformat, bei dem sich alle nicht nur bestmöglich zuhören, sondern auch gegenseitig sehen und frei miteinander kommunizieren sollten.

Wieviel Spaß das macht und zum gegenseitigen Kennenlernen und Entdecken mancher Gemeinsamkeiten beitragen kann, erfuhren die Kinder sehr schnell. Los ging es gleich mit einem Spiel, bei dem sie alle wieder aufstehen und – Freiwillige vor! – ihrer Intuition sowie ihrer Selbst- und Fremd-Wahrnehmung das Wort leihen und zusammen mit den Antworten ihrer Mitschüler/innen auf mögliche Entsprechungen oder Abweichungen hin überprüfen konnten. „Gib diese Karte einer Person, von der du nicht weißt, was sie in ihrer Freizeit macht“ lautete eine der Aufgaben und trug schon im nächsten Schritt dazu bei, ein bisschen mehr voneinander zu erfahren oder gemeinsame Hobbys (nicht selten Fußball) zu entdecken.

Etwas schwieriger wurde es bei der Aufforderung: „Gib diese Karte jemandem, von dem/der du dir vorstellen kannst, wie er/sie möglicherweise als Erwachsene/r sein wird“. 
Die Kinder ließen sich Zeit bei ihren Überlegungen, für wen ihnen die jeweilige Karte zutreffend erschien. Das Spiel diente aber nicht nur dazu, mehr voneinander zu erfahren, sondern auch als erster Einstieg in die Diskussion darüber, was einen Menschen grundsätzlich „ausmacht“ beziehungsweise in seiner Persönlichkeit beschreiben kann.
Das Ergebnis: Nach dem ersten Teil dieser „außerplanmäßigen“ Schulstunde hing kein leeres Blatt mehr an der Tafel, sondern ein prall gefülltes Resümee des persönlichen „Denkshops“ der Kinder, das so unterschiedliche Elemente umfasste wie „Was man sein möchte“, „Gefühle“, „Familie“, „Talent“, „Freunde“, „Verhalten (zu anderen)“, „Sprache“, „Seele“, „Körper“ „Ziele“, „Intelligenz“ oder auch „Charakter“.

Im zweiten Teil hatten die Schüler/innen Gelegenheit, für sich allein in Einzel- oder Gruppenarbeit im „filofux“-Magazin zu schreiben und zu malen, das sich dem Ausgangsthema nochmal mit neuen Fragestellungen oder Denkaufgaben näherte. Auch hier blieb es wichtig, genau in sich hinein zu hören. Während sich die Schüler/innen durch die bunten Seiten blätterten, hatten sie auch die Möglichkeit, sich mit Miriam Holzapfel und Stefanie Segatz über ihre konkreten Antworten oder Überlegungen in ihrem persönlichen „filofux“-Heft auszutauschen.

Auf die abschließend an alle gerichtete Frage, warum es ihrer Meinung nach wichtig sei, „dass wir uns besser kennen“, fanden die Kinder erstaunlich klare Antworten wie zum Beispiel diese: „Damit wir unsere Grenzen kennen“ oder auch „Damit wir wissen, wie der/die andere behandelt werden will“.

In den 6. Klassen:

Über den Begriff der „Identität“ hatten sich die meisten Sechstklässler/innen bereits im vergangenen Herbst mit fuxundkauz Gedanken gemacht. Für sie stand diesmal ein anderes, nicht weniger facettenreiches Thema im Mittelpunkt: „Das gute Leben“.

Zum Warmwerden durften hier zunächst einmal Vermutungen über das Leben der anderen Anwesenden in den Raum gestellt werden. Da hieß es überlegen, warum man von jemandem annimmt, dass er oder sie es gut hat im Leben – und vor allem, warum.

Ein bisschen erstaunt, beim genaueren Hinsehen aber völlig d’accord, war eine Schülerin, als sie ein Kärtchen erhielt: sie werde als jemand wahrgenommen, der auch mal Fehler zugeben kann. Ja, das stimmt, erklärt sie daraufhin; es falle ihr zwar öfter schwer, sie mache es dann aber trotzdem. Dass ihr das Fehler-Einräumen bei Freund/innen leichter falle, konnten ihre Mitschüler/innen sehr gut nachvollziehen.

Eine Antwort auf die Frage, ob ihrer Meinung nach auch so etwas wie „Anstrengung“ wichtig für ein gutes Leben sei, erwies sich als gar nicht so einfach. Schließlich entschieden sich die Schüler/innen für ein Sowohl-als-Auch: Wenn man dann Erfolg habe, sei Anstrengung schon gut, wenn aber nicht, dann nicht. An diesem Punkt der Diskussion waren die Schüler/innen aber schon bei der nächsten Impuls- und Spielrunde angelangt, die Stefanie Segatz und Miriam Holzapfel vorbereitet hatten und zum ersten Mal in der Praxis testeten: Inmitten des Stuhlkreises lagen auf dem Boden verdeckt mehrere auf der Unterseite beschriftete Karten, von denen pro Runde eine von einem Kind aufgedeckt und laut vorgelesen werden durfte: „Ist der gezogene Begriff – mit Blick auf ein gutes Leben – für mich relevant? Was meint mein Umfeld dazu und welche Bedeutung messe ich ihm bei?“ Am Ende jeder Runde konnte der beziehungsweise die Kartenbesitzer/in bestimmen, ob die Karte als weniger wichtig zur Seite gelegt, ganz aus dem Spiel genommen oder aufgedeckt zwischen den anderen Karten platziert werden sollte. „Freundschaft“ nahm für fast alle Kinder einen hohen Stellenwert ein, noch bedeutsamer aber schien der Begriff „Familie“. In ihm schwinge das Gefühl von Vertrauen und Verbundenheit mit, außerdem bringe einem/r die Familie wichtige Grundlagen bei und „man bekommt von dort viel Liebe“.

Auch hier bekamen die Schüler/innen der 6. Klassen Gelegenheit sich allein oder in Kleingruppen mit den thematisch passenden Faltblättern auseinanderzusetzen, welche die Referentinnen für diesen Denkshop entworfen und mitgebracht hatten. Auf den (entfalteten) Din-A3-Blättern war viel Platz, um die eigenen Ideen zu dem, was ein gutes Leben beinhalten könnte, in Wort oder Bild festzuhalten. 

Hintergrund:

Das Projekt mit insgesamt acht philosophischen Denkshops konnte nach der sehr positiven Resonanz im vergangenen Jahr erneut in 2024 stattfinden dank der erfolgreichen Zusammenarbeit der Emil-Langen-Realschule, der beteiligten Lehrkräfte, des Literaturbüros im städtischen Fachdienst Kultur sowie den Gründerinnen von „fuxundkauz“, Miriam Holzapfel und Stefanie Segatz und maßgeblich der Bundeszentrale für politische Bildung, die diese Veranstaltungsreihe finanziell unterstützt hat. 

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Bildnachweise

  • Stadt Salzgitter
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