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Salzgitter

Hopfenbuche als Jubiläumsbaum

Umgeben von landwirtschaftlich genutzten Flächen liegt Lesse im Nordwesten des Stadtgebiets in einer weitläufigen Mulde am Sangebach. Der heute zur Ortschaft Nordwest gehörende Stadtteil war über viele Jahrhunderte hinweg der größte Ort der näheren Umgebung.

Stadtteil-Wappen von Salzgitter-Lesse.

Das Amt Lichtenberg, das seit der Zerstörung der Burg Lichtenberg seinen Sitz auf der gleichnamigen Domäne hatte, war die übergeordnete, landesherrliche Verwaltungseinheit, dessen Erbregister Einblicke auf die wirtschaftliche Situation des Dorfes erlauben. Lesse hatte im 16. Jahrhundert zwei Mühlen, eine Schäferei und zwei Gaststätten. Bereits seit dem 14. Jahrhundert war die Familie von Cramm mit Lesse verbunden. 1685 errichtete Johann Carl von Cramm das heute noch erhaltene Herrenhaus an der Bereler Straße.

Noch in der geographisch-statistischen Beschreibung der Fürstentümer Wolfenbüttel und Blankenburg aus dem Jahr 1802 wird Lesse als „das größte Pfarrdorf im ganzen Lande“ beschrieben, in dem 1.230 Personen leben. Die gleiche Quelle weist darauf hin, dass in Lesse besonders viel Garn versponnen wurde. Der Leinanbau und die heimgewerbliche Verarbeitung der Flachsfasern zu Garn war Anfang des 19. Jahrhunderts eine wichtige Einkommensquelle auf dem Land. Zunehmend maschinell erzeugtes Garn und die Konkurrenz der Baumwolle ließen die Leineweberei in den folgenden Jahrzehnten bedeutungslos werden.

Der Wegfall dieser Einnahmequelle könnte die unteren sozialen Schichten darin bestärkt haben, Lesse den Rücken zu kehren. 60 Frauen und Männer aus Lesse wurden in den Braunschweigischen Anzeigen offiziell erfasst, die zwischen 1846 und 1871 vor allem nach Amerika auswanderten. Keine konkreten Zahlen sind darüber überliefert, wie viele Personen in jener Zeit aus Lesse in die Stadt abgewandert sind.

Lesse von oben.

Bei den Planungen für den Bau einer nationalsozialistischen Großsiedlung arbeitete der Architekt Herbert Rimpl einen Vorschlag aus, der sich über die Gemarkungen von Lebenstedt, Salder, Engelnstedt, Reppner, Lesse, Lichtenberg und Bruchmachtersen erstreckte. 130.000 Personen sollten in der Stadt leben können. Doch nur ein Bruchteil der Planungen wurde realisiert. Während der Ostteil der neuen Stadt mit den Abschnitten I-VI um Lebenstedt mit geringfügigen Änderungen gebaut wurde, ist der bis an die Dorfgrenze von Lesse reichende Teil nicht verwirklicht worden.

Das Lesser Forum, ein Zusammenschluss der örtlichen Vereine, weihte im Sommer 2022 zur Erinnerung an die Ersterwähnung des Stadtteils im Jahr 1022 nicht nur eine Jubiläumstafel ein, sondern widmete auch eine Hopfenbuche als Jubiläumsbaum.

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