Bis zur Gründung der Reichswerke im Jahr 1937 war Watenstedt jahrhundertelang ein für die Region recht typisches, landwirtschaftlich geprägtes Haufendorf. Die im November 1937 getroffene Entscheidung, nördlich der Dorflage ein Stahlwerk zu errichten, um dem nationalsozialistischen Bestreben nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit zu entsprechen, hatte einschneidende Konsequenzen für den Ort und seine Bewohnerinnen und Bewohner.
Die zum Zweck der Landbeschaffung gegründete Reichsumsiedlungsgesellschaft kündigte den Pachtvertrag der Domäne Watenstedt, übernahm komplette Höfe mit den dazugehörigen Ländereien und siedelte ganze Familien nach Koldingen und Pattensen um. Am 15. Dezember 1937 erfolgte der erste Spatenstich auf dem Hüttengelände. Gleichzeitig wurde an der Straße Richtung Immendorf mit dem Bau von einem Dutzend Lagern begonnen, in denen zunächst angeworbene Bauarbeiter, später zunehmend Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene untergebracht waren.
Die Einwohnerzahl in Watenstedt vervielfachte sich innerhalb kürzester Zeit: Während 1933 lediglich 380 Menschen in Watenstedt lebten, waren es zehn Jahre später knapp 17.000.
Mit dem Einmarsch amerikanischer Truppen in Watenstedt am 11. April 1945 wurde das Hüttengelände besetzt, die Lagerbewohner befreit und in den Lagern zunächst kriegsgefangene Wehrmachtsangehörige und „displaced persons“ (Zwangsverschleppte, die auf eine Rückkehr in ihre Heimatländer warteten) untergebracht. Seit Frühjahr 1946 dienten einige der Lager unter der Bezeichnung Flüchtlingslager Immendorf als zentrale Verteilstation für die dem Land Braunschweig zugewiesenen Flüchtlingen und Vertriebenen.
Das Ortsbild Watenstedts änderte sich mit dem Barackenräumprogramm in den 1960er Jahren erneut – ganze Straßenzüge verschwanden von der Landkarte. Auch die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner schrumpft seit 1946. Die meisten ehemaligen Lagerbewohner zogen in neu erbaute Wohnungen in Lebenstedt. Doch es dauerte bis 2002, ehe das letzte Gebäude abgerissen worden ist.
1998 traf der Rat der Stadt Salzgitter die Entscheidung, Watenstedt perspektivisch zu einem Gewerbegebiet zu entwickeln.
Mit Alstom, MAN und der Salzgitter AG haben drei der fünf in Salzgitter beheimateten Großunternehmen ihr Betriebsgelände bereits in Watenstedt. Der Stadtteil ist nahezu vollständig von Industrieanlagen umschlossen. Im Jahr 2019 kaufte die Projektgesellschaft Salzgitter-Watenstedt GmbH (PSW) (Öffnet in einem neuen Tab) die ersten Grundstücke von privaten Eigentümerinnen und Eigentümern an.